top of page

Die Geschichte hinter den Motiven

Jedes dieser Motive erzählt entweder eine persönliche Geschichte oder dient der Aufklärung über das Leben von Menschen mit Querschnittlähmung und anderen Behinderungen. Mein Ziel ist es, Bewusstsein zu schaffen und zu einer Gesellschaft beizutragen, die offener, informierter und inklusiver ist.

Mit meinen Zeichnungen möchte ich dazu anregen, über bestehende Vorurteile und Barrieren nachzudenken – sowohl die äußeren, sichtbaren Hürden als auch die inneren, die oft auf Unwissenheit oder Unsicherheit beruhen. 
Lasst uns die Barrieren durchbrechen!

FISCH SEI DANK

IMG_0290.jpeg

Der Tag meines Unfalls hat mein Leben für immer verändert. Es war ein Badeunfall, die Details sind nicht wichtig. Aber ein Moment an diesem Tag hat sich bei mir nachhaltig tief eingeprägt. Während ich mit dem Kopf unter Wasser war, überkam mich Panik. Ich konnte mich nicht bewegen und hatte das Gefühl, dass alles vorbei ist. Ich war kurz vor dem ertrinken. In diesem Augenblick dachte ich, ich würde sterben, und begann, mich innerlich mit diesem Gedanken abzufinden.

 

Doch dann geschah etwas Unerwartetes: Ein kleiner Fisch schwamm direkt vor meinem Gesicht vorbei. Ganz ruhig, als wäre alles um mich herum völlig normal. Dieser Fisch hatte eine beruhigende Wirkung auf mich. Er gab mir in dem Moment das Gefühl, dass alles gut werden würde. Eine innere Kraft kam in mir auf. Ein Wille zu leben. Ich musste bloß auf meine Rettung warten.

 

Dieser Fisch wurde für mich ein Symbol, das mich bis heute begleitet. In diesem Moment schien er mir wie ein Zeichen – als hätte Gott durch ihn zu mir gesprochen und mir die Kraft gegeben, durchzuhalten. „Fisch sei Dank“ ist seitdem ein Gedanke, der für mich eine besondere Bedeutung hat.

 

Er erinnert mich daran, wie kleine, unscheinbare Dinge in schwierigen Situationen große Kraft spenden können. Sie helfen uns, kräftig zu bleiben, zu Kämpfen und die Hoffnung nicht zu verlieren – selbst, wenn alles ausweglos scheint.

BLUMENKOPF

IMG_0291.jpeg

Nach meinem schweren Schicksalsschlag habe ich für mich erkannt, dass mentale Gesundheit das absolut Wichtigste ist. Auch wenn ich nun im Rollstuhl sitze und mit vielen Herausforderungen im Alltag konfrontiert bin, spüre ich Leichtigkeit, solange ich lachen kann und innerlich in Balance bin. Die mentale Stärke trägt mich, selbst in schwierigen Momenten.

 

Nach meinem Unfall bekam ich sofort intensive Unterstützung – sowohl körperlich als auch psychisch. Besonders die Psychotherapie hat mir gezeigt, wie heilsam es sein kann, über ein traumatisches Erlebnis zu sprechen. Es war anfangs schmerzhaft, sich dem Unfall und seinen Folgen zu stellen, doch es war der richtige Weg. Durch das Ansprechen von Schmerz und Angst hat mein Geist begonnen, die Erfahrung Stück für Stück zu verarbeiten. Noch habe ich längst nicht alles aufgearbeitet, aber ich habe gelernt: Verdrängung macht den Weg nur schwerer, während Offenheit und Konfrontation uns langfristig leichter fühlen lassen.

 

Diese Erkenntnis hat mich gelehrt, wie essenziell mentale Gesundheit für uns alle ist – ob es um alltägliche Probleme, schwerwiegende Schicksalsschläge oder das Leben mit einer Krankheit geht. Solange es uns innerlich gut geht, können wir selbst größte Herausforderungen meistern.

 

Doch leider mangelt es in unserer Gesellschaft noch immer an Ressourcen und Akzeptanz im Umgang mit psychischen Erkrankungen. Es gibt zu wenige Fachkräfte, und der offene Austausch über mentale Gesundheit wird oft vermieden oder stigmatisiert. Dabei wäre genau das der Schlüssel: mehr Verständnis, mehr Gespräche und mehr Unterstützung für alle, die damit kämpfen.

 

Der Blumenkopf steht für diese Offenheit. Er erinnert uns daran, wie wichtig es ist, mentale Gesundheit ernst zu nehmen und ihr den Raum zu geben, den sie verdient. Denn am Ende ist sie der Grundstein für ein erfülltes Leben – egal, welche Hindernisse uns begegnen.

ROLLBLUME

IMG_0292.jpeg

​Dieses Motiv hat für mich einen großen emotionalen Wert: Es zeigt einen Rollstuhl, dessen Räder aus Blumen bestehen. Diese Verbindung steht für Hoffnung und die Herausforderungen, die ein Leben im Rollstuhl mit sich bringt. Der Rollstuhl ist für mich zu einem neuen Fortbewegungsmittel geworden – einem, das vieles erleichtert, aber auch seine eigenen Schwierigkeiten mit sich bringt.

 

Im Rollstuhl zu sitzen bedeutet nicht nur, körperlich auf einer anderen Ebene zu sein, sondern oft auch sozial. Man fällt auf, wird angeschaut, ist sichtbar anders. Diese Aufmerksamkeit kann manchmal belastend sein. Dennoch bin ich dankbar, dass es Rollstühle gibt. Sie ermöglichen Mobilität, Selbstständigkeit und die Teilnahme am Leben. Ohne sie wäre vieles schlichtweg unmöglich.

 

Die Vielfalt der Rollstühle zeigt, wie individuell die Bedürfnisse der Menschen sind, die sie nutzen. Es gibt Aktivrollstühle, für Menschen, die ihren Oberkörper bewegen können. Dann gibt es Elektrorollstühle. Sie bieten noch mehr Möglichkeiten: Einige können Treppen steigen, sich in der Höhe verstellen oder sogar in eine stehende oder liegende Position wechseln. Für Menschen mit einer hohen Lähmung, gibt es, durch Anpassungen wie Kopfsteuerungen ein hohes Maß an Selbstständigkeit.

 

Jeder Rollstuhl ist einzigartig, genau wie die Person, die ihn nutzt. Und vor allem: Jeder Rollstuhl hilft ein Stückweit ein selbstständigeres Leben zu führen, den Alltag zu bewältigen und Teil der Gesellschaft zu sein. 

TETRAPAK 

IMG_0293.jpeg

Ein Wortspiel, das zur Aufklärung über Tetraplegie beitragen soll. Tetraplegie ist eine Form der Querschnittlähmung, die entsteht, wenn eines oder mehrere Segmente der Halswirbelsäule, von C0 bis C8, verletzt werden. Dabei wird das Rückenmark geschädigt, was Auswirkungen auf den Körper hat.

 

Das Ausmaß der Beeinträchtigungen hängt dabei stark von der Höhe der Verletzung ab. Menschen mit einer Verletzung auf Höhe des C8-Wirbels können ihre Arme und Finger noch bewegen, während bei einer Verletzung auf Höhe des C4-Wirbels die Arme oft vollständig gelähmt sind, die betroffene Person jedoch selbstständig atmen kann. Betroffene im noch höheren Halswirbelbereich benötigen in vielen Fällen ein Beatmungsgerät, da auch das Atemzentrum beeinträchtigt sein kann.

 

Neben der eingeschränkten Mobilität und Sensibilität bringt Tetraplegie auch viele zusätzliche Herausforderungen mit sich. Häufig treten Spastiken auf, also Muskelverkrampfungen, die schmerzhaft und unvorhersehbar sein können. Auch das vegetative Nervensystem, das für die Regulierung von Körpertemperatur, Blutdruck und anderen lebenswichtigen Funktionen zuständig ist, kann gestört sein. Betroffene haben oft Schwierigkeiten, Kälte oder Hitze richtig wahrzunehmen, und leiden unter Problemen, die für Außenstehende oft unsichtbar sind.

 

Trotz all dieser Einschränkungen gibt es auch Hoffnung. Viele Menschen mit Tetraplegie machen die Erfahrung, dass sich ihr Körpergefühl mit der Zeit verbessern kann – durch Therapie, Training oder die Gewöhnung an neue Bewegungsmuster. Jede Bewegung, sei sie noch so klein, kann ein großer Fortschritt sein: eine kontrollierte Schulterbewegung oder das Heben eines Arms werden zu Erfolgserlebnissen.

Das Wortspiel Tetrapak erinnert uns daran, dass hinter der Tetraplegie Menschen mit individuellen Geschichten stehen, die trotz ihrer Herausforderungen Hoffnung, Stärke und Lebensmut bewahren. Es zeigt, wie wichtig es ist, über dieses Thema aufzuklären und einen Blick für die verschiedenen Facetten des Lebens mit Tetraplegie zu entwickeln. Denn auch wenn der Weg nicht immer leicht ist, gibt es immer die Möglichkeit, Fortschritte zu machen – sei es körperlich, mental oder in der Art, das Leben neu zu gestalten.

ALITO

IMG_0294.jpeg

Katzen haben für mich keine tiefere symbolische Bedeutung, doch das Faszinierende an ihnen – wie auch an Hunden und Tieren im Allgemeinen – ist ihre bedingungslose Akzeptanz. Tiere urteilen nicht, sie bewerten nicht. Sie nehmen einen einfach so an, wie man ist, ohne Vorurteile oder Erwartungen. In ihrer Unschuld liegt etwas Tröstendes und Heilendes.

 

Für mich ist das von unschätzbarem Wert. Während Menschen oft – bewusst oder unbewusst – urteilen oder bewerten, schenken Tiere einen Blick voller Gleichgültigkeit gegenüber Äußerlichkeiten oder Eigenschaften. Sie sehen den Menschen, nicht die Fassade. Das macht sie zu den perfekten Psychologen: Sie reden nicht, sie bewerten nicht, sie sind einfach da.

 

Meine Kater Ali und Vito verkörpern genau das für mich. Sie sind eine enorme Stütze in meinem Leben, eine Quelle der Ruhe und Akzeptanz. Ihr Dasein allein ist ein Trost, der manchmal mehr sagt als Worte es je könnten.

UOMO

IMG_0295.jpeg

Das Motiv „UOMO“ steht für Begegnungen mit Menschen – für all die kleinen, oft unbewussten Momente, die wir mit anderen Personen auf der Straße erleben. Es beschreibt nicht nur meine persönlichen Erfahrungen, sondern auch meine Wünsche, wie solche Begegnungen respektvoller sein könnten. Natürlich hat jeder Mensch andere Erwartungen und Empfindungen, aber für mich persönlich ist das Verhalten vieler Menschen manchmal schwierig zu verstehen.

Ich erlebe ganz unterschiedliche Reaktionen. Es gibt Menschen, die offen, hilfsbereit und freundlich auf mich zugehen. Sie scheuen sich nicht, mit mir zu sprechen, oder bieten aktiv ihre Unterstützung an. Doch es gibt auch das Gegenteil: Menschen, die nicht helfen, nicht wahrnehmen oder sogar Hindernisse schaffen, indem sie z.B. im Weg stehen. 

​

Ein Beispiel, das mir immer wieder auffällt, ist die Situation im öffentlichen Nahverkehr: Wenn ich in den Bus steige, sind oft Menschen da, die nur starren und zögern, statt mir zu helfen, die Rampe auszufahren. Sie schauen zwar, aber sie handeln nicht. Dabei ist Neugier und ein kurzer Blick aus meiner Sicht völlig menschlich. Aber das Gaffen, das lange, intensive Mustern, ohne ein Lächeln oder eine freundliche Geste, scheint mir respektlos.

Ich wünsche mir, dass diese Barrieren, sowohl die äußeren als auch die inneren, durchbrochen werden. Es sollte selbstverständlich sein, Menschen mit Behinderung genauso zu behandeln wie alle anderen. Zu helfen, wenn es nötig ist, oder einem einfach mit einem Lächeln zu begegnen, ist kein großer Aufwand, aber es macht einen großen Unterschied.

​

Denn letztlich sind wir alle Teil derselben Gesellschaft. Es braucht keinen großen Mut, um höflich oder hilfsbereit zu sein – nur ein bisschen Offenheit und Empathie. Das Motiv „UOMO“ erinnert daran, dass wir Begegnungen gestalten können – durch kleine Gesten, die allen das Leben ein Stück angenehmer machen.

bottom of page